Filmreif: die Beauty Looks der Haute Couture
Film ab! Der startet im Falle des Londoner Couture-Labels Ralph & Russo hinter den Kulissen, und neben Einblicken zur Inspiration und Entstehung der Kollektion gibt es auch das seltene Vergnügen, Make-up-Artist Naoko Sofia Scintu, wenn auch nur für Sekunden, über den Bildschirm flackern zu sehen. Neben dem animierten Lookbook, bei dem der Model-Avatar Hauli sich in die programmierte Pose wirft, wurde ein Auszug der Looks auch in natura fotografiert, und dafür sieht man die zierliche Italienerin mit japanischen Wurzeln gekonnt silbernen Lidschatten applizieren, während Haar-Legende Larry King das Gesamtkunstwerk beäugt. Ähnlich surreal, wie die Situation selbst, gestaltet sich dann auch der finale Look: Sci-Fi trifft Romantik. Cineasten kommen wohl zunächst Assoziationen mit dem Serien-Klassiker der 1970er-Jahre „Ufo“ in den Sinn. Im Gegensatz zu Gabrielle Drake trägt die Hauptdarstellerin in diesem Fall den silbernen Lidschatten zwar ähnlich geschwungen, aber ohne die übertrieben aufgetragene Mascara. Die Wimpern werden im Falle von Ralph & Russo nur leicht getuscht, die Brauen ein wenig optimiert, kombiniert wird das Ganze zu einer leichten Foundation.
Moderne Diva
Die Light-Version eines Klassikers kann auch bei Alexis Mabille beobachtet werden. Der dramatisch geschwungene Eyeliner wird dabei ins Rampenlicht gerückt. Ob Llyod Simmonds dabei wohl Sophia Loren in ihrer Rolle im Monumentalfilm „Der Untergang des Römischen Reichs“ im Sinn hatte? In seinem Instagram-Feed findet sich jedenfalls ein Backstage-Bild der Drehaufnahmen, das der Make-up-Artist anlässlich des 86. Geburtstages der Filmdiva gepostet hat. Der Kommentar von Designer Mabille dazu? Schlicht: „#goddess!“ So huldigt man ihrem Look mit einem ähnlichen Augen-Make-up, über nimmt aber nicht das üppig auftoupierte Haar und belässt es auch sonst bei einem natürlichen Teint und nur dezent geschminkten Wimpern. Gerade bei den so ausladenden Roben sorgt das für eine moderne Note.
Und Action!
In manchen Fällen darf es dann aber doch ein wenig mehr sein, und man darf es getrost Chanel überlassen, die wohl wahnwitzigsten Kontraste gekonnt zu vereinen. Punkrock trifft Prinzessin? Kein Problem, auch dieser Spagat gelingt Designerin Virginie Viard, die sich nach eigenen Angaben für die Kollektion eher von Karl Lagerfeld als Coco Chanel inspirieren hat lassen, offenbar spielerisch. Wie üblich obliegt es Lucia Pica, Global-Creative-Make-up-und Colour-Designer des Hauses, diese Raffinesse und Komplexität auch mittels des richtigen Looks zu spiegeln. Das glückt dank Eyeliner am oberen und unteren Lid, der Smokey Eyes komplettiert. Subtiler Highlighter auf den Wangenknochen unterstreicht die Struktur, und der tiefrote Lippenstift „Rouge Coco“ wird in der Nuance „Attraction“ seinem Namen gerecht.
Zeit für Romantik
Was auf der Liste der Genres dabei noch ausständig bleibt, ist jenes der Liebesfilme, aber auch hier kann Abhilfe geschaffen werden. Wer sich nach einem femininen, romantischen Look verzehrt, der findet bei Ulyana Sergeenko reichlich Inspiration. Angelehnt an die 1940er-Jahre ist dabei nicht nur die Kollektion, sondern das sind auch die Wasserwellen, die die beiden Haar-Stylisten Marina Roy und Nick Sushkevich den Models verpasst haben. Visagistin Alena Moiseeva zaubert dazu das passende Make-up und setzt auf einen perfekten Teint und diskrete Nude-Töne mit einem Hauch Apricot. Ein wenig retro, dennoch sind es zeitlosschöne Looks, die sich mühelos imitieren lassen. Das gilt übrigens für sämtliche Kreationen, ob für den Alltag oder den großen Auftritt – wenn das kein Happy End ist!
Fotos: Ralph & Russo, Alexis Mabille, Chanel, Ulyana Sergeenko, beigestellt